Boden: Nützen und Schützen

Lebendige Bodenstrategie für den Donauraum

Die Donauraumstrategie (EUSDR) verbindet den Lebensraum von 14 Staaten und über 100 Millionen Menschen zu einem Handlungsfeld für gemeinsame Visionen, Projekte und Initiativen. Das Thema BODENSCHUTZ ist innerhalb der Strategie ein Umwelt-Schwerpunktbereich mit großer Bedeutung und vielen Chancen.

Der Boden ist die Grundlage unseres Lebens. Die oberste Schicht unseres Planeten, manchmal 50 cm oder mehr, manchmal nur kaum 10 cm fruchtbarer Boden liefert über 90% unserer Nahrung. Arbeit und Leben im gesamten Donauraum sind eng mit dem Boden und seinen Erträgen verbunden. Der Boden ist Regulator, Filter, Puffer und Transformator für die verschiedensten Stoffe. Auch ist Boden nicht beliebig vermehrbar und deshalb ist Bodenschutz und die richtige Nutzung des Bodens eine zentrale Aufgabe.

 

Der Boden ist auf vielfältige Weise bedroht: Überbauungen und Übernutzung in Gunstlagen, Vernachlässigung und Aufgabe in Ungunstregionen. Ein allgemeines Bewusstsein der Bevölkerung scheint verloren zu gehen, bzw. entspricht nicht mehr der Realität. „To raise soil-awareness“ – die Steigerung des Bodenbewusstseins - ist folgerichtig ein ausgewiesenes Ziel der Donauraumstrategie.

Mit dem Boden-Netzwerkprojekt SONDAR (SOilstrategie Network in the DAnube Region) sollen bestehende Strukturen gestärkt und in internationaler Zusammenarbeit, besonders über die Gestaltung bzw. Verwendung von Positiv-Beispielen der Nutzung und des Bodenschutzes zu einer langfristigen Verbesserung der Bodenqualität beigetragen werden.

Ziel von SONDAR ist es, ein Netzwerk wachsender Bodenverantwortung zu knüpfen: zwischen Wissenschaft und Praxis, zwischen Verwaltung und Landnutzern, zwischen Bildung, Kunst und der gesamten Bevölkerung. Es geht darum, Maßnahmen zu verwirklichen und Prozesse zu initiieren, die sich in Folge in den am Projekt beteiligten, aber auch in anderen Regionen und Ländern erfolgreich weiter entwickeln können. Die Wirkung der Projektbeispiele soll für den gesamten Donauraum relevant werden und nach Projektende in eine Strategieentwicklung zur Weiterführung der Aktivitäten münden. Im letzten Jahr wurden zwei konkrete Projekte gestartet.

Die von den Partnern gesetzten Maßnahmen zielen darauf ab, quantitativen und qualitativen Bodenschutz durch Demonstration von Musterbeispielen im kommunalen Bereich auf zu zeigen. Hauptthemen sind Boden-Wasser-Interaktion (Projekt SONDAR SK-AT), Boden als Filter und Puffer für Schadstoffe (SONDAR HU-AT) sowie Bodenqualität zur Vermeidung von Bodenerosion und Boden als Archiv (SONDAR CZ-AT). Die Projekte mit der Slowakei und mit Ungarn werden bereits verwirklicht und im Rahmen der Territorialen Zusammenarbeit überwiegend aus EU-Mitteln finanziert.

Erklärtes Ziel der Netzwerke ist eine Steigerung des Bodenbewusstseins der Menschen durch zielgruppenrelevante Information, Service/Unterstützung für MultiplikatorInnen, Arbeit in Bildungseinrichtungen, Herstellen von Erdfarben aus den Böden der jeweiligen Region, Erdfarben-Malwettbewerbe und die Dokumentation von bereits bestehenden und neu zu schaffenden Modellprojekten.

Zum Beispiel geht es in Zusammenarbeit zwischen Niederösterreich und der Slowakei im Bereich „Boden-Wasser-Interaktion“ darum, den im Boden ablesbaren Zusammenhang zwischen Böden und Hochwasserereignissen der letzten 1000 Jahre in heutiges Bodenkarten-Material einzubeziehen und bestehende Karten auf ihre Eignung im Hinblick auf das Management von Naturgefahren und Hochwasserschutz zu vergleichen. Freiwilligen-Organisationen (Feuerwehren etc.) werden über diese Erkenntnisse informiert und geschult. In Modellgemeinden werden Grundlagen für künftige Planungsüberlegungen erarbeitet. Anhand von zumindest einer grenzüberschreitenden Region soll die Gefährdung besonders erläutert werden.

In der Kooperation mit Projektpartnern aus Niederösterreich und Ungarn steht der Bereich „Boden und Grundwasserschutz“ im Zentrum. Die Speicherung und Filterung von Nähr- und Schadstoffen steht in engem Zusammenhang mit der Produktion von sicheren Lebensmitteln, dem Gewässer- und Trinkwasserschutz. Angestrebt wird langfristig eine Reduzierung der Bodenerosion durch flächendeckenden Bodenschutz.

 

Verbindung mit dem europäischen Bodenbündnis

In Zusammenarbeit mit dem strategisch agierenden, operativ aber nicht tätigen Europäischen Bodenbündnis (ELSA e.V. in Osnabrück) werden mit SONDAR operative Arbeitspakete geschnürt und modellhaft umgesetzt.  Gleichzeitig trägt die Arbeit der Projektpartner dazu bei, das Bodenbündnis im Donauraum zu stärken. Gemeinden und Regionen können durch ihren Beitritt zum Bodenbündnis ihr Engagement für den Bodenschutz dokumentieren. Sowohl in Ungarn als auch in der Slowakei und in Tschechien sollen Koordinationsstellen für das europ. Bodenbündnis gegründet werden. In NÖ nimmt diese Aufgabe die Abteilung Landentwicklung der NÖ Landesregierung wahr.

Böden sind lebende Systeme, die ihre Funktion im Ökosystem und für den Menschen nur erfüllen können, wenn ihre Eigenschaften weitgehend intakt sind. Eine nachhaltige Landbewirtschaftung im Donauraum kann einen entscheidenden Beitrag zu Erosionsvermeidung und Bodenfruchtbarkeit, zum vorbeugenden Hochwasserschutz und zur Nutzung der Böden als Kohlenstoffspeicher leisten, was durch eine Verbesserung der CO2-Bilanz auch dem Klimaschutz nutzt. Letztlich werden wir aber alle - jede/r einzelne und die ganze Gesellschaft davon profitieren - wenn unsere ursprünglichen Lebensräume einen intakten Rahmen für Wohnen, Leben und Wirtschaften bieten.